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Angst bei Krebs

19. Juni 2025

Die Diagnose Krebs ist für viele ein Schock. Angst ist dabei eine natürliche Reaktion, die in unterschiedlichen Formen auftreten kann: die Angst vor Schmerzen, vor der Therapie, vor einem Rückfall oder vor dem Tod. Auch für Angehörige kann die Unsicherheit belastend sein.

Doch was kann man tun, um mit dieser Angst umzugehen? Dr. Edith Greiner-Mai, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie des Zentrums für Psychoonkologie, gibt Antworten.
 

Warum Angst entsteht

Angst ist eine normale und nachvollziehbare Reaktion auf eine Krebserkrankung – sowohl für Betroffene als auch für Angehörige. «Angst ist eine sehr alte biologische Reaktion unseres Gehirns», erklärt Dr. Greiner-Mai. «Ursprünglich diente sie dem Überleben – vor einer Gefahr konnten wir fliehen oder kämpfen. Bei Krebs funktioniert das jedoch nicht. Man kann nicht einfach wegrennen.» Deshalb ist es wichtig, andere Wege zu finden, um mit der Angst umzugehen.

Angst bei Krebs kann verschiedene Auslöser haben: Viele Betroffene fürchten sich vor Schmerzen, vor den Nebenwirkungen der Therapie oder davor, dass die Krankheit zurückkehrt. Angehörige wiederum haben oft Angst um ihre Liebsten und fühlen sich hilflos. «Krebs ist für viele eine traumatische Erfahrung», so die Expertin.

Die Angst entsteht nicht nur durch die Diagnose selbst, sondern oft auch durch Erfahrungen aus dem eigenen Umfeld. «Fast jede*r kennt jemanden, der oder die an Krebs gestorben ist. Das beeinflusst unser Bild von der Krankheit – auch wenn die Therapieoptionen heute viel besser sind als früher und vielfach eine Heilung möglich ist. Wichtig ist es, sich bewusst zu machen, dass Angst eine natürliche Reaktion ist und nicht bedeutet, dass man der Situation hilflos ausgeliefert ist. Es gibt Wege, um mit ihr umzugehen und sie in den Griff zu bekommen.
 

Über Ängste sprechen – der erste Schritt zur Bewältigung

Um einen guten Umgang mit den eigenen Ängsten zu finden, kann es helfen, darüber zu sprechen. «Wenn ich Angst bewusst wahrnehme, kann ich mich fragen: Macht diese Angst in diesem Moment Sinn? Oder lähmt sie mich nur?», sagt die Expertin. Der Austausch mit Angehörigen und Freund*innen kann helfen, die eigenen Sorgen einzuordnen und Strategien zur Bewältigung zu finden.

Wer das Gefühl hat, dass die Angst das eigene Leben stark beeinträchtigt, sollte sich professionelle Unterstützung suchen. «Spätestens wenn die Angst den Alltag bestimmt, den Schlaf oder die Konzentration stört oder soziale Kontakte beeinträchtigt, ist es Zeit, Hilfe in Anspruch zu nehmen», so Dr. Greiner-Mai.
 

Therapieansätze zur Angstbewältigung

Es gibt verschiedene Therapieansätze, um Ängste zu lindern. Eine psychoonkologische Beratung bietet gezielte Unterstützung im Umgang mit den emotionalen Herausforderungen einer Krebserkrankung. Kognitive Verhaltenstherapie hilft, belastende Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern. Ein weiterer wirksamer Ansatz ist EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), eine Methode zur Verarbeitung traumatischer Erlebnisse durch gezielte Stimulation der Augenbewegungen. Viele Betroffene profitieren zudem von Entspannungstechniken wie Achtsamkeitstraining, Atemübungen oder Progressiver Muskelentspannung.
 

«Sich bewusst zu machen, dass nicht jedes Symptom auf eine Rückkehr der Krankheit hinweist, kann helfen, die Angst nicht übermächtig werden zu lassen.»

Dr. Greiner-Mai
 

Die Angst vor einem Rückfall – was hilft?

Die Angst vor einem Rückfall ist für viele Betroffene besonders belastend. «Wenn die Haupttherapie, und damit auch die engmaschige Betreuung, endet, fühlen sich viele plötzlich auf sich allein gestellt. Jedes Ziehen oder Zwicken im Körper kann Panik auslösen, weil sofort die Sorge vor einem Rückfall aufkommt», erklärt Dr. Greiner-Mai.

In dieser Phase kann es helfen, sich aktiv mit der eigenen Gesundheit auseinanderzusetzen und Strategien zur mentalen Selbststärkung zu entwickeln. «Sich bewusst zu machen, dass nicht jedes Symptom auf eine Rückkehr der Krankheit hinweist, kann helfen, die Angst nicht übermächtig werden zu lassen», so die Expertin. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen oder psychoonkologische Unterstützung kann Halt geben und helfen, mit der Unsicherheit besser umzugehen.
 

Das Umfeld leidet mit

Auch Angehörige sind oft stark von einer Krebserkrankung belastet – manchmal sogar stärker als die Betroffenen selbst. «Während Krebspatient*innen irgendwann wissen, wie ihr Körper auf die Therapie reagiert, stehen Angehörige oft hilflos daneben», erklärt die Expertin. Der Austausch mit anderen, die in einer ähnlichen Situation sind, oder professionelle Unterstützung kann auch ihnen helfen, mit der Unsicherheit umzugehen.
 

Angst überwinden und Lebensqulitat zurückgewinnen

Angst kann das Leben mit Krebs erschweren – doch es gibt viele Wege, sie zu bewältigen. Wer sich Unterstützung holt, Strategien entwickelt und lernt, zwischen berechtigter Vorsicht und lähmender Angst zu unterscheiden, kann besser mit der Erkrankung umgehen und Lebensqualität zurückgewinnen. «Angst kann man verlernen», sagt Dr. Greiner-Mai. «Und manchmal hilft es schon, zu wissen: Ich bin mit meiner Angst nicht allein.»

Patientenplattform «Leben mit Krebs»

Der Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Patientenplattform «Leben mit Krebs» entstanden und wurde erstmalig am 28. April 2025 auf www.lebenmitkrebs.ch veröffentlicht.
«Leben mit Krebs» setzt sich ein für Zugang zu relevanten Informationen für Krebsbetroffene.